Am vergangenen Sonntag endete die Abschlussprüfung der Reservisten des Berlin-Brandenburger Pilotprojekts zur Ausbildung Ungedienter. Anders als in anderen Regionen wurde hier die Ausbildung Ungedienter zum überwiegenden Teil vom Reservistenverband durchgeführt. Daryusch Ghassemi Esfahani, Rekrut und Reservist der Reservistenkameradschaft Potsdam, berichtet von seiner Rekrutenbesichtigung:
Den „Startschuss“ des Prüfungswochenendes bildete ein schriftlicher Test. Dieser erstreckte sich von den gesetzlichen, gesellschaftlichen und politischen Grundlagen des Dienstes in der Bundeswehr bis hin zu Detailfragen zum ABC-Schutz oder den einzelnen Baugruppen des Gewehr G36. Groß war die Erleichterung, als die Ausbilder verkünden konnten: Alle haben bestanden. Doch das war nicht die einzige freudige Überraschung des Abends: Eine Kameradin hatte am Prüfungstag Geburtstag und zur Feier wurde dem Geburtstagskind eine dem Anlass entsprechend gestaltete Torte gebacken.
Ermutigt von den Ergebnissen des schriftlichen Tests ging es am Samstagmorgen an den praktischen Teil. An verschiedenen Stationen wurden die Fähigkeiten auf den Gebieten Orientierung mit Karte und Kompass, Bewegungsarten im Gelände, ABC-Alarm, das Ablösegespräch im Alarmposten sowie die Erste Hilfe im Einsatz getestet. Auch hier konnten die Prüflinge aufatmen: Es haben alle bestanden! Diese gute Nachricht gab den Rekruten einen Motivationsschub für die nächste Aufgabe.
Dafür wurden die 18 Teilnehmer am späten Nachmittag in eine neue Lage versetzt. Sie bekamen den Auftrag, einen Flugplatz zu sichern und den erwarteten feindlichen Angriff abzuwehren. Nun wurden Alarmposten und Stellungen eingerichtet, die Unterkünfte aufgebaut und die Wachen eingeteilt. Vom späten Abend an bis zum kommenden Morgen hieß es also für die Alarmposten, trotz Müdigkeit und Kälte hochkonzentriert zu bleiben. In den kurzen Ruhephasen hielten sich die Reservisten stets gefechtsbereit, um im Ernstfall schnell aus der Dackelgarage zu kommen.
Der Angriff ließ dann auch nicht lange auf sich warten. Dabei erlebten die Prüflinge zum ersten Mal die Hektik einer Gefechtssituation aus einer simulierten Lage heraus. So mancher Schütze hatte mit Störungen seines Gewehrs zu kämpfen und der ansonsten gutsitzende Ablauf zur Störungsbeseitigung war mit einem Schlag vergessen. „Stress macht eben doof“, so der Kommentar eines Kameraden.
Auch am Morgen galt es, einen weiteren Angriff abzuwehren. Die Abläufe saßen nun sicherer. Jedoch ist allen Teilnehmern klar, dass zur Festigung der Fertigkeiten weitere Übung notwendig ist. Dies wird im Rahmen der beorderten und unbeorderten Reservistenarbeit erfolgen. Der hierfür notwendige „Abholpunkt“ wurde bei allen „Lehrlingen“ geschaffen.
Zum Abschied der Ausbildung Ungedienter traten die 18 Rekruten, ihre Ausbilder und das Führungspersonal an, um sich im feierlichen Rahmen voneinander zu verabschieden. Oberstleutnant d. R. Karsten Ahrens, und Major d. R. Grundmann, die Leiter des Pilotprojektes, gratulierten den Teilnehmern und dankten den Rekruten und den Ausbildern für ihr Engagement und Ihre Bereitschaft, sich zusätzlich zu beruflichen und privaten Verpflichtungen für die Bundesrepublik Deutschland zu engagieren. Auch der Leiter des Kompetenzzentrums für Reservistenangelegenheiten, Oberst Benedict Freiherr von Andrian-Werburg, zeigte sich zufrieden mit den Ausbildungsergebnissen.
Aber das Abschlussantreten ist kein Abschied für immer. Viele Teilnehmer werden sich im Rahmen einer Beorderung oder in der beorderungsunabhängigen Reservistenarbeit weiter für die Reserve der Bundeswehr engagieren. Und nicht zuletzt sind in den vergangenen Monaten neue Freundschaften entstanden, so dass über die Reservistenarbeit hinaus ein Wiedersehen garantiert ist.