„Alaaarm!“ Der Schrei reißt die Wachmannschaft eines Ausbildungslagers der fiktiven Arendischen Befreiungsfront (ABF) aus ihrem Ausbildungsbetrieb. Eine Streife hat einen Fernspäher der Bundeswehr aufgeklärt. Dieser ergreift die Flucht. Bei der Verfolgungsjagd werden zwei weitere Fernspäher in ihrem Versteck aufgespürt und festgesetzt. Was den Reservisten, die als Rollenspieler die ABF-Kräfte stellen, nicht klar ist: Durch ihren beherzten Einsatz haben sie im Übungsszenario „Schneller Adler 2018“ eine diplomatische Krise ausgelöst.
Anfang September übten rund 1.500 Soldaten in vier Bundesländern eine Evakuierungsoperation deutscher Staatsbürger aus Krisenländern. An der Übung nahmen auch mehrere Brandenburger Reservisten zur Unterstützung des Landeskommando Sachsen-Anhalt teil. Zusammen mit Reservisten der RSUen aus Sachsen-Anhalt und anderen Bundesländern, stellten sie Separatisten des fiktiven Staates Arendien dar. Ihr Auftrag lautete, ein geheimes Lager aufzubauen und die militärische Ausbildung neu hinzustoßender Kämpfer zu organisieren.
Alle Aktivitäten wie Waffendrill, Gruppengefechtsschießen, Nahkampfausbildung und vieles mehr, dienten nur dem einen Zweck: Ein Bild für die Fernspäher der Division Schnelle Kräfte (DSK) zu stellen, damit diese wiederum ein Lagebild aus dem Krisenland an die Entscheidungsträger in Deutschland liefern konnten.
Das sie es gegen hochmotivierte Reservisten nicht einfach haben würden, war ihnen bereits im Vorfeld mitgeteilt worden. Das ihr Auftrag scheitert, damit hatten nicht einmal die „Kämpfer der ABF“ gerechnet. Tatsächlich musste der Rest des Fernspähtrupps den Auftrag abbrechen, nachdem zwei ihrer Kameraden festgesetzt worden waren. Im Auswärtigen Amt in Berlin hingegen musste man sich nun mit der delikaten Lage auseinandersetzen, dass zwei deutsche Soldaten in einem Land gefangengenommen wurden, in dem sie offiziell nicht sein durften. Daraufhin änderte sich die Lage der „ABF-Kämpfer“ am nächsten Tag ebenfalls. Eine Aufklärungsdrohne Luna kreiste mehrere Stunden über dem Ausbildungslager. Nun wurde es Zeit, die Zelte abzubrechen.
Von nun an nahmen die Reservisten neue Rollen ein. Als deutsche Forscher verkleidet, die zwischen die Fronten verfeindeter Kämpfer in Arendien geraten waren, galt es nun, von den Kräften der DSK evakuiert zu werden. Nachdem die Fallschirmjäger einen Feldflugplatz eingenommen und gesichert hatten wurden die Zivilisten an einem Evakuierungspunkt eingesammelt und schnellstmöglich aus dem Land gebracht. Der Flug mit einer C-160 Transall bildete dann den krönenden Abschluss zweier erschöpfender Wochen. Die professionelle Evakuierung durch die Fallschirmjäger, Feldjäger und Sanitäter hat ein großes Gefühl des Vertrauens hinterlassen. Im Falle des Falles sind deutsche Staatsbürger in guten Händen. Das solche Übungen schnell zum Ernstfall werden können, zeigte die Operation Pegasus 2011 in Libyen.
Text: Daniel Schmiedke
Foto: Ein Reservist sichert ein fiktives Ausbildungslager während der Übung „Schneller Adler“