Im Landkreis Teltow-Fläming wüteten vom 3. bis 9. Juni 2019 auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Jüterbog Flammen auf einer Fläche von rund 800 Hektar. Begünstigt durch ein langanhaltendes Hochdruckgebiet und großer Trockenheit entzündete sich aus bisher ungeklärten Umständen südlich des Keilbergs ein Brand mit einem jahrzehntelang nicht erreichten Ausmaß. Besondere Brisanz erhielt dieser durch die Nähe zu den Orten Frankenförde und Felgentreu sowie einer Biogasanlage und Großgärtnerei. Bei der Waldbrandbekämpfung kamen auch die Reservistinnen und Reservisten des Kreisverbindungskommandos zum Einsatz.
Das Land Brandenburg zählt wegen des vergleichsweise wenigen Niederschlags, dem hohem Anteil an Kiefernwalden, sandigem und damit wenig wasserspeichernden Boden, zu den am meisten von Waldbränden betroffenen Regionen Deutschlands. Dazu kommen zahlreiche Flächen mit einer hohen Munitionsbelastetung. Dies stellt auch eine große Herausforderungs auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Jüterbog dar.
Schnell war klar, dass dieses Großschadensereignis nur „mit allen und gemeinsamen“ Kräften zu bewältigen war. Für solche Ereignisse stehen dem regionalen Katastrophennetzwerk die Kreisverbindungskommandos (KVK) zur Seite. Die meist in der Region beheimateten und ortskundigen Reservisten bilden das Bindeglied zwischen ziviler Einsatz- und Verwaltungsleitung und den Kräften der Bundeswehr. Ihr Auftrag beinhaltet beratende, administrative, koordinierende und kommunikative Tätigkeiten. Die Soldaten werden zu Übungszwecken planmäßig und in realen Lagen kurzfristig zu Dienstleistungen herangezogen.
Bereits am ersten Tag wurde das KVK Teltow-Fläming zur Unterstützung der Waldbrandbekämpfung aktiviert. Nachdem die Einsatzkräfte unter Führung von Landrätin Kornelia Wehlan und Kreisbrandmeister Tino Gausche am 5. Juni ihre Mittagslagebesprechung absolviert hatten, wurde entschieden, neben den Hubschraubern der Bundes- und Landespolizei (Feuerbekämpfung & Lufterkundung) auch die Unterstützung einer CH-53 vom Hubschraubergeschwader 64 aus Holzdorf anzufordern. Diese kam am 6. Juni ganztägig zum Einsatz. Da eine mobile Wasserentnahme für den 5.000 Liter-Behälter nicht möglich ist, wurde kurzerhand auf den nahegelegenen Vordersee Dobbrikow zurückgegriffen. Das Team des KVK organisierte begleitende Polizeibestreifungen innerhalb des Dorfes, um die örtliche Bevölkerung hinreichend auf die Umstände hinzuweisen.
Während des Donnerstags verschärfte sich die Lage dermaßen, dass der Entschluss gefasst wurde, Pionierkräfte zur Herstellung von Schneisen als natürlichen Grenzen zu erbitten. Nachdem die Formalitäten erledigt wurden, konnte sich ab 7. Juni mittags um die Truppenaufnahmen eines Pionierpanzers „Dachs“ und seiner Besatzung aus Havelberg sowie vier Sanitätskräften mit einem Krankentransportwagen aus Berlin gekümmert werden. Zuvor wurden bereits Unterkunft und Verpflegung für die in der Waldbrandbekämpfung eingesetzten Kräfte koordiniert. Neben der Erkundung des Einsatz- und Bereitstellungsraums stellten die Kameraden des KVK Verbindung zwischen den Kräften aus Havelberg und Berlin mit dem vor Ort eingesetzten Führer und der Technischen Einsatzleitung her.
„Der Mehrwert unseres Teams ist besonders dann spürbar, wenn zivile Kräfte beraten und entlastet sowie militärische Einheiten vor Ort koordinierend unterstützt werden. Zudem haben wir den Anspruch, unsere übergeordneten Führungen stetig über die Lage auf dem Laufenden zu halten. Dies konnten wir auf Basis einer guten Ausbildung, dem hohem Engagement und der großen Motivation meiner Kameraden eindrucksvoll unter Beweis stellen.“, freute sich Oberstleutnant d.R. Bernhard Dietrich, Leiter des KVK Teltow-Fläming.
Da die massiven Löscharbeiten der Feuerwehr-, Polizei- und Bundeswehrkräfte sowie die nächtlichen Niederschläge im Zeitverlauf zur Lageentspannung führten, konnten die Sanitäts- sowie Pionierkräfte mit Unterstützung des Logistikbataillon 171 Burg zurückverlegen. „Eine solche Einsatzerfahrung schweißt alle Beteiligten eng zusammen. Besonders beeindruckt haben mich die tolle Zusammenarbeit und die Hilfsbereitschaft der herzlichen Bevölkerung in Frankenförde, dem Sitz der Technischen Einsatzleitung.“, stellte Stabsfeldwebel d.R. Jan Herlyn fest.
Nachdem Landrätin Wehlan am 9. Juni um 21 Uhr die Großschadenslage für beendet erklärte, erfolgte die „Abmeldung“ der eingesetzten KVK- Soldaten in die fernmündliche Rufbereitschaft. Zuvor bereits dankte sie den eingesetzten Soldatinnen und Soldaten für ihren Einsatz bei der Waldbrandbekämpfung und übermittelte herzliche Grüße an alle unterstützenden Dienststellen.
Getreu dem Motto: „Nach dem Einsatz ist vor dem Einsatz.“ erstellte das KVK einen rückblickenden „Lagevortrag zur Unterrichtung“ für sich und das übergeordnete Landeskommando Brandenburg und nahm in Vorbereitung auf anstehende Aufträge eine ehrliche Selbstkritik vor.
Bericht: Leutnant d.R. Martin Franke, KVK Teltow-Fläming
Das Kreisverbindungskommando (KVK)
Das KVK untersteht dem Landeskommando und ist die Schnittstelle zwischen zivilen und militärischen Lagezentrum. Es besteht aus Reservistinnen und Reservisten aus der Region und berät die zivile Einsatzleitung über die Unterstützungsmöglichkeiten der Bundeswehr.
Gesucht werden weitere interessierte und regional verwurzelte ehemalige Offiziere und Unteroffiziere mit Portepee.
E-Mail: Landeskommando Brandenburg, Personalabteilung
Telefon: +49 331 5861-410